Der 32. DGL-Jahreskongress fand am 09.11.2024 im Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Bonn unter dem Thema „Implantologie und Chirurgie mit der Laserklinge – Zukunft oder Gegenwart?“ statt.
James Bond befindet sich in einer brenzligen Lage: Ein Bösewicht namens Goldfinger versucht, ihn mit einem Laser in zwei Hälften zu zerteilen. Wer könnte sich nicht an diese ikonische Szene aus dem Film „James Bond 007 – Goldfinger“ (1964) mit Sean Connery und Gert Fröbe erinnern?
Nur vier Jahre nach der Entwicklung des ersten Prototyps eines Rubinlasers durch Theodore Maiman rückte ein wichtiger Aspekt des Laserstrahls in den Fokus – wenn auch in böser Absicht: seine schneidende Wirkung. Seither sind 64 Jahre vergangen, doch die schneidende Wirkung des Lasers ist nach wie vor ein zentrales Thema – nicht nur in der Technik, sondern auch in der Chirurgie. Aktuelle Entwicklungen in der robotergestützten Chirurgie zeigen, dass mittlerweile auch komplexe Operationen
eigenständig von Robotersystemen durchgeführt werden können. Es bedarf daher wenig Phantasie, dass Lasersysteme zukünftig auch in der Chirurgie zur präzisen Inzision, Koagulation und Verödung von Gewebe eingesetzt werden dürften. Besonders kompakte Diodenlaser Systeme könnten in diesem Zusammenhang von Vorteil sein.
Neben dem Hauptthema wurden weitere spannende Vorträge zu verschiedenen Aspekten des Lasereinsatzes und der Biophotonik in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (ZMK) gehalten.
Die Tagung wurde von den Präsidenten Prof. Dr. Braun und Dr. Klotz eröffnet. In ihren Grußworten gingen sie auf verschiedene Aspekte der Chirurgie mit der Laserklinge ein, darunter als Beispiel die „Implantatfreilegung“. Prof. Braun erwähnte in diesem Zusammenhang auch das kürzlich erschienene Sonderheft „Laserzahnmedizin (5/34)“ des Quintessenz-Verlags.
Im Einklang mit dem Kongressthema bestand das Eröffnungsreferat aus einem Tandemvortrag. Prof. Dr. Braun aus Aachen sprach über die „Gewebeinzision im Kontakt- und Nichtkontaktmodus“, während Priv. Doz. Dr. Meister aus Bonn das Thema „CO₂ versus Blau: Chancengleichheit für Blau in der Chirurgie?“ behandelte. Prof. Braun stellte in seinem Vortrag die chirurgischen Therapiemöglichkeiten von 970nm und 445nm Diodenlasern vor.
Grundsätzlich sind sowohl der Kontaktmodus als auch der Nichtkontaktmodus bei der Gewebeinzision mit Lasern möglich. Der Nichtkontaktmodus bietet dabei den Vorteil, dass Gewebepartikel nicht an der Faserspitze verklumpen, was den Aufwand für die regelmäßige Reinigung der Faserspitze verringert. Beide Modusarten ermöglichen jedoch atraumatische, narbenarme bzw. sogar narbenfreie Eingriffe bei geringer Patientenbelastung und guter Wundheilung. In In-Vitro-Studien wurden verschiedene Parameter wie die Winkelstellung der Faserspitze zum Gewebe, die Vorschubgeschwindigkeit sowie der Einsatz von Dauerstrich- oder Pulslasern untersucht und die Ergebnisse in Histologien diskutiert. Dabei zeigte sich, dass der 445 nm Diodenlaser im Kontaktmodus eine höhere Effektivität aufwies als im Nichtkontaktmodus. Letzterer hat jedoch den Vorteil, dass die Faserspitze nicht regelmäßig von Verklumpungen befreit werden muss.
Im zweiten Teil des Tandemvortrags verglich Dr. Meister die chirurgischen Einsatzmöglichkeiten von CO₂- und blauen Diodenlasern. Dabei stellte er die Frage, ob der blaue Diodenlaser den CO₂-Laser ersetzen könnte, da der CO₂-Laser nicht nur deutlich teurer, sondern auch voluminöser und wartungsintensiver ist. Obwohl die Frage zunächst einfach zu sein scheint, gestaltete sich der technische Vergleich der CO₂- und 445nm Diodenlaser als komplex. Es mussten zunächst präzise Vergleichsparameter festgelegt werden. Die Ergebnisse zeigten, dass der Diodenlaser höhere Leistungseinstellungen benötigt, um eine vergleichbare Effektivität wie der CO₂-Laser zu erreichen. Dr. Meister prognostizierte, dass zukünftig Diodenlasersysteme mit einer Gesamtleistung von bis zu 50 W und einer Pulsmodulation Spitzenleistungen von bis zu dreifach höheren Werten erreichen könnten. Der CO₂-Laser bietet aufgrund seiner höheren Leistung und seines Zielmediums (Wasser) bei größeren chirurgischen Eingriffen eine höhere Effektivität. Für kleinere Eingriffe stellt der Diodenlaser jedoch
eine sehr gute Alternative dar. Bei einer Steigerung der Leistungsfähigkeit könnte der Diodenlaser langfristig eine ernstzunehmende Alternative zum CO₂-Laser werden.
Der folgende Vortrag des Referenten Dr. Jansen aus Aachen, der sich mit der Verringerung des Bakteriämierisikos bei der parodontologischen Behandlung durch Laserbestrahlung beschäftigte, konnte aufgrund einer Erkrankung des Referenten nicht von ihm selbst gehalten werden. Stattdessen übernahm Prof. Dr. Braun diese Thematik in Vertretung. Prof. Braun wies darauf hin, dass es – auch auf Grundlage eigener Untersuchungen – Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Bakteriämien, Parodontalerkrankungen und dem Auftreten von Allgemeinerkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, rheumatischen Erkrankungen und sogar Demenz gibt. Die aktuellen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DGParo) behandeln intensiv die Zusammenhänge zwischen Diabetes mellitus und Parodontalerkrankungen. Ein besonders wichtiger Aspekt ist dabei die Bakteriämie, beispielsweise durch Porphyromonas gingivalis, im Rahmen parodontaler Behandlungen. Eine Studie zeigte, dass nach einer Laserbehandlung vor der Parodontaltherapie in den anschließenden mikrobiellen Blutkulturen kein Wachstum der typischen parodontalen Problemkeime nachweisbar war. Ohne Laserbehandlung waren diese Keime hingegen häufig nachweisbar.
Der darauffolgende Vortrag mit dem Titel „The Beauty and the Beast: Orale Biofilme in der Medizin“ von Dr. J. Kikhney beschäftigte sich mit der Nachweisbarkeit und Analyse des oralen Mikrobioms. Hierfür wurden fortgeschrittene mikroskopisch-molekularbiologische Verfahren wie die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) eingesetzt. Diese Methodik ermöglicht es, Problemkeime nicht nur im Gewebe darzustellen und zu identifizieren, sondern auch ihre Anzahl, Lokalisation und Aktivität zu quantifizieren. Besonders hervorzuheben ist, dass selbst in Fällen, in denen keine Kulturen nachweisbar sind, Problemkeime identifiziert werden können. Darüber hinaus lässt sich eine Unterscheidung zwischen bloßer Kontamination und klinisch relevanter Infektion treffen.
Dr. Kikhney präsentierte ihre Forschungsergebnisse mithilfe beeindruckender fluoreszenzmikroskopischer Bilder und betonte, dass diese mikrobiologischen Verfahren nicht nur bei der Analyse von infizierten Herzklappen, sondern auch bei der Untersuchung von infizierten Implantaten von Bedeutung sein können. Der Vortrag fand im Auditorium großen Anklang, da mit diesen molekularbiologischen Diagnosetechniken der Nachweis von Bakterien und deren Korrelation zum oralen Mikrobiom präziser werden könnte. Dies eröffnet neue diagnostische und prognostische Möglichkeiten, insbesondere bei rheumatischen und neurodegenerativen Erkrankungen. Erwähnenswert ist auch, dass der ursprünglich an der Charité Berlin beheimatete Forschungsbereich inzwischen in eine kommerzielle Unternehmung ausgegründet wurde, die diese Untersuchungen nun frei verfügbar anbietet.

Lasereinsatz in den verschiedenen Stadien der
implantatbasierten Rehabilitation
Nach einer kurzen Pause setzte Dr. S. Grümer die Tagung mit dem Thema „Lasereinsatz in den verschiedenen Stadien der implantatbasierten Rehabilitation“ fort. In seinem praxisnahen Vortrag behandelte Grümer die Anwendung unterschiedlicher Lasertypen, darunter Erbiumlaser, ErCr:YSGG-Laser, Diodenlaser und Nd:YAG-Laser, in der Implantologie. Grümer hob besonders den ErCr:YSGG-Laser hervor, der aufgrund seiner Vielseitigkeit eine breite Anwendung findet. So ermöglicht dieser Laser beispielsweise eine minimal-invasive, blutungsarme Freilegung von Implantaten, auch bei Patienten unter Antikoagulationstherapie. Der ErCr:YSGG-Laser eignet sich zudem für die Reinigung, Knochenanfrischung und Explantation von Implantaten. Grümer betonte, dass der Laser bei Periimplantitis die erste Wahl sei, da keine andere Methode eine so gründliche Reinigung der Implantatoberfläche und Modulation des periimplantären Mikrobioms ermögliche. In Zukunft könnte dieser Lasertyp, kombiniert mit fotodynamischen Verfahren, zum Goldstandard in der Periimplantitistherapie werden.

Das folgende Referat von Dr. S. Böcher (UK Aachen) beschäftigte sich mit der Verbesserung der Wundheilung bei chirurgischen Maßnahmen, insbesondere mit der aktuellen Anwendung der Fotobiostimulation durch Laser (Abb. 3). Obwohl es bereits eine Vielzahl an Literatur zu diesem Thema gibt, wies Böcher darauf hin, dass die Studienlage insgesamt heterogen sei und durch das Fehlen einheitlicher Therapieprotokolle gekennzeichnet ist. Viele Studien zeigen positive Effekte der Fotobiostimulation, darunter eine verbesserte Wundheilung, verringerte Entzündungen, reduzierte Schwellungen und Schmerzen. Die zugrundeliegenden Wirkmechanismen sind jedoch noch nicht vollständig geklärt, scheinen aber mit einer Aktivierung der Cytochrom-C-Oxidase in Verbindung zu stehen, die eine wichtige Rolle bei zellulären Reparaturmechanismen spielt. Der optimale Wellenlängenbereich für die Laserbestrahlung liegt zwischen 600 und 1200 nm. Böcher forderte daher weitere qualitativ hochwertige, randomisierte klinische Studien, insbesondere mit standardisierten Laserprotokollen.
Nach der Mittagspause wurde die Tagung mit dem Beitrag „Laserunterstützte Therapie periimplantärer Infektionen – eine Bewertung aktueller Leitlinien“ von Dr. A. Begic/ UK Frankfurt fortgesetzt. Begic, die Prof. F. Schwarz (Frankfurt) vertrat, umriss anhand mehrerer parodontologischer Studien den aktuellen Standpunkt der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie zur Lasertherapie bei periimplantären Infektionen. Die Zuhörerschaft äußerte sich kritisch, insbesondere hinsichtlich der Qualität der Studien, die der S3-Leitlinie zugrunde liegen. Es wurde deutlich, dass die aktuelle Leitlinie aufgrund der schwachen Studienlage mit Zurückhaltung betrachtet werden sollte. Dr. Begic betonte, dass eine erfolgreiche Lasertherapie bei der Parodontitis- oder Periimplantitisbehandlung von der richtigen Auswahl des Lasers, den passenden Einstellungswerten und der richtigen Anwendungshäufigkeit abhängt.
Im anschließenden Vortrag stellte Priv. Doz. Dr. S. Eggers (UK Bonn) die Anwendung von physikalischem Plasma in der Zahnmedizin vor. Eggers erläuterte, dass dieses Verfahren vor allem zur Inaktivierung oraler Problemkeime sowie zur Stimulation der Zellproliferation und Mikrozirkulation eingesetzt wird. Anhand klinischer Fallbeispiele
zeigte er den erfolgreichen Einsatz von Plasma bei extraoralen Anwendungen (z. B. Ulcera cruris) sowie in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Dabei handelt es sich um „kaltes Plasma“, das aufgrund seiner niedrigen Temperaturen (< 40°C) nebenwirkungsarm und effizient in der Mundhöhle angewendet werden kann. Eggers zeigte die wirksame Behandlung von chronischen Mundschleimhauterkrankungen und Zahnfleischtaschen sowie die Behandlung von schlecht heilenden Wunden wie z. B. bei medikamentenassoziierten Kiefernekrosen. Obwohl das Verfahren vielversprechend ist, betonte er, dass weitere Studien erforderlich sind, um die genauen Indikationen und Therapieprotokolle zu bestimmen.
Der Vortrag von Prof. Dr. Dr. S. Jänicke (Osnabrück) verglich die chirurgischen Einsatzgebiete des Lasers in der Medizin und der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Jänicke erklärte, dass Laser in der Medizin, insbesondere in der Augenheilkunde, Urologie, Dermatochirurgie und bei kardiovaskulären Therapien, inzwischen führend sind. In der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde hinke diese Entwicklung jedoch noch etwas hinterher. Gründe hierfür seien die hohen Kosten der Geräte, schwierige Abrechnungsmöglichkeiten, unzureichende Studienlage und Konkurrenz durch alternative Verfahren. Auch die verbesserungsbedürftige Vermittlung des Lasers in der studentischen Ausbildung mag eine Rolle spielen. Trotz dieser Herausforderungen könne der Lasereinsatz in der Endodontie, oralen Chirurgie sowie bei der Parodontitis- und Periimplantitisbehandlung von erheblichem Vorteil sein.
Im Abschlussvortrag berichtete Dr. F. Maier aus Tübingen über die Ursachen und Therapie der Periimplantitis. Auch wenn der Vortrag nicht strikt laserbezogen war, gab Maier einen hervorragenden Überblick über seine klinischen Erfahrungen bei der Behandlung von Mukositis, Parodontitis und insbesondere Periimplantitis. Besondere Beachtung fanden dabei Keramikimplantate und die neuesten Titanimplantate (z. B. Megagen). Maier stellte anhand zahlreicher klinischer Fotografien dar, wie er systematisch und stadiengerecht Mukositis und Periimplantitis behandelt, unter anderem mit Kürettage, Titanbürsten, Airflow-Geräten, fotodynamischer Lasertherapie und Ultraschallscaling. Präoperativ werden DNA-Tests durchgeführt, um die verantwortlichen Keime zu identifizieren und eine antibiotische Therapie einzuleiten, wenn nötig. Der Vortrag rundete das Kongressprogramm ab und verschaffte einen umfassenden Überblick über die aktuellen Therapiemöglichkeiten bei Periimplantitis und Parodontitis.

Im Schlusswort dankte Prof. Dr. A. Braun den Referenten für ihre hochkarätigen und facettenreichen Beiträge und betonte, dass die Entwicklung im Bereich der Laserzahnheilkunde längst nicht abgeschlossen sei, sondern erhebliche Weiterentwicklungspotenziale bestehe
Der Kongresstag endete gegen 18:00.
Prof. Dr. Dr. S. Jänicke
Generalsekretär DGL